Geschichte der Strassennamen der Stadt Neisse in Oberschlesien
Am 13.März 1877 ist meine Urgroßmutter Maria Berg geborene Meyer in der Kramer Strasse 63 zu Neisse Oberschlesien geboren.
Das Haus in der Kramer Straße 63 gehörte laut Urkunde von 12.08.1779 einen Züchnermittelverkäufer Robel genannt . Kramestrasse Nr. 63 , ausgestellt von Bürgermeister und Rath zu Neisse,
Kramerstrasse Neisse
Angeheftet : Zuschreibung des allhier sub Nr.63 auf der Kramerstrasse gelegenen Hauses , die Robel genannt , an das ehrbare Züchnermittel . ( Darin ist erwähnt , das das Mittel dieses Haus Anno 1534 Donnerstag vor Fastnacht , die 96 schwere Mark erkauft hatte .
2.5.1793 , laut welcher das Züchermittel das Haus Kramerstrasse 63 wieder zurückkauft von Reinischen Erben . 30.11.1778 , Urkunde , laut welcher die Eltesten und gesundesten Meister des Züchnermittels anerkennen , 260 Taler zu der Adam Seywetschen Seelen Fundation zu verschulden. Unterschriften von 28 Mittels Meistern und mit 28 Siegeln versehen .
Wenn wir durch die Strassen einer modernen Stadt gehen , so fällt uns die Geschichte auf , in bunter Reihe ziehen sich an unserem Auge vorüber . Wir sind entzückt von der Schönheit der verschiedensten Waren und geblendet von Lichtglanz , der uns entgegenstrahlt . An der Straßenkreuzung heben wir den Blick und suchen das Straßenschild . Da lesen wir Haferstraße , Schmiedebrücke, Weber -und Kramerstraße , Salz -und Töpfermarkt u. dgl. Es sind Namen aus jener Zeit , da die verschiedenen Gewerbe auf bestimmten Strassen beieinander wohnten oder ihre Verkaufsstätten aufgeschlagen hatten .
Ich möchte nun nachforschen , wo die zwei wichtigsten und ältesten Gewerbe , die Bäcker und Fleischer , in Neisse ihre Verkaufsstätten hatten ,und erzählen , was in den alten Büchern dieser Innungen ,in alten Pergarmenten über diese Verkaufsstätten enthalten ist.
Die offentlichen Verkaufsstätten der Handwerker nannte man Bänke , die der Bäcker und Fleischer also Brot und Fleischbänke, die der Pfefferküchler nannte man Tische .
Es waren dies wahrscheinlich nach Art der Jahrmarktsbuden dicht aneinandergerichtete Verkaufsräume , anfangs aus Holz , später massiv hergestellt . Zuweilen wurden zur Seite einzelne Tische angehängt .
Die Brotbänke , hatten ihren Platz in dem in dem ,, Kreuz und Quergängen d.i. die Kreuz und Tuchgasse in Neisse auf dem Ring .
Ring Neisse
Der Hauptgang war in gerader Linie von der Berliner Straße zur Pilzgasse . Dieser Weg wurde aber nur bei Regenwetter benutzt , weil er überwölbt und von Häusern überbaut war . Es hatte auch 2 Tore , die nach Sonnenuntergang , oft aber schon um 3 Uhr , zum Ärger der Käufer , geschlossen wurden .
Dieser Durchgang sollte wiederholt kassiert werden , weil man im Mittel der Aufsicht war, er schädigte gewisse Brotbänke . Die Regierung aber hatte entschieden , das der Durchgang nach Fischmarkt aus lag das Haus Nr. 217 , das sogenannte Klempnergebäude . In dieser Einfahrt wurden gewöhnlich Wagen aufgestellt . Da diese aber die Wand des Klempnergebäudes beschädigten , die Keller erschütterten , ein Hinternis für die Spritze bei Feuergefahr bildeten , hauptsächlich aber wegen des frühen Schließens der Tore , beschwerte man sich , und es musste eine Einfahrt vom Paradeplatz geschaffen werden . Hier lag das ,, Schmetterhaus ,, . Es enthielt im unteren Teil auch Brotbänke. Wegen der Schmetterhaus Bänke erhoben sich Streitigkeiten zwischen dem Bäckermittel und dem Magistrat . Die Bäcker hatten ununterbrochen seit 1667 laut Quittungsbuch Grundzinsen dafür bezahlt , sie mussten bei Feuergefahr 2 Meister zu Hilfe schicken , sie konnten 6 Kaufverträge aus den Jahren 1750-74 vorweisen , haben die Mieten für Aufbewahrung der Buden eingezogen , die Tore in Ordnung gehalten, auch hat stets wenigstens ein Meister dort Wache gehalten. Schließlich beriefen sich die Bäcker auf eine Urkunde von 4.April 1492 , die leider nicht in den staatl.Archiven Oppeln und Breslau aufzufinden war .
Die Stadt aber behauptete das Bäckermittel habe nur Anrecht auf die unteren Räume , nicht einmal auf die Eingänge und Flure , das Haus gehörte seit undenklichen Zeiten der Stadt . So zog sich der Streit viele Jahre bis 4.Juni 1824 hin . Wegen Gefahr des Einsturzes musste jetzt das Schmetterhaus polizeilich geschlossen werden . Die Inhaber der darin befindlichen Brotbänke gaben ihre Rechte gegen Niederschlag schuldiger Grundzinsen und Kapitalien für wenige Zeiten auf. Durch die Neubauten ist dann die Tuch-Straße verbreitet worden . Die Kreuzgasse aber hat sicher noch die ursprüngliche Breitte. Ebenso hat auch die Straße , wo die Fleischbänke lagen , bis 1945 noch dieselbe Breite.
Diese Fleischbänke befanden sich in der Neuen Gasse . Sie führte nach dem Hauerischen Plan von 1594 vom Ring nach der Juden und Kuhgasse . Nach Kastner hieß die Joseph-Strasse von der Zollstrasse bis zur Kramerstrasse die Judengasse , von da an die Kuhgasse , in deren nächster Nähe wohl auch der Kuh und Schweine b.z.w. Viehmarkt abgehalten worden ist ,, Von der Kuhgasse gelangte man durch die Fleischbänke nach dem Ring . Noch bis 1945 fand nach in dieser Strasse Fleischerläden . Eine Urkunde vom Jahr 1370 sagt , das ,, ein Wasser vorbeifloß , wahrscheinlich ein Bielearm .Später wird öfters von schadhaften Bielewölbung unter den Fleischbänken gesprochen. 1847 sollten die Fleischer diese von Hochwasser beschädigte Wölbung ausbessern , sie weigerten sich mit dem Hinweis, das nach dem Hochwasser von 1829 der Schaden auch nicht von den Bankbesitzern getragen worden ist .
In Neisse gab es 50 privilegierte Brotbänke ,je 25 auf einer Stelle der Strasse . Jeder Bäcker . der Meister werden wollte , musste den Besitz einer Brotbank nachweisen . Es waren demnach 50 Meister in der Stadt . Später durfte ein Meister zwei . ja sogar drei Bänke besitzen. 1780 hatten sieben Meister zwei Bänke , um 1800 wurde wieder darauf gesehen , das jeder Meister nur eine Bank besaß .Sobald sich ein Käufer meldete , musste die zweite Bank abgetreten und der alte Kaufpreis tunlichst beigehalten werden,, ein Treiben des Preises war verboten.
Wenn früher ein Fürst oder in Neisse ein neuer Bischof einen Ort gründete , so übertrug er gewöhnlich die Sache einem Unternehmer = Erbrichter,Meyer,Schaffer , der als Lohn dafür besondere Berechtigungen erhilt z.B. das Anlegen einer Brot,Fleisch,Schuh,Tuchbank. Der Unternehmer gab diese dann entsprechenden Handwekern . Dabei sicherte sich der Landesherr oder Unternehmer selbst eine Abgabe , einen Zins , der schriftlich festgelegt wurde.
Die Bänke sind anfangs durch Erbschaft von Vater auf den Sohn , später durch Kauf ,Verpfändung , Verpachtung in andere Hände übergegangen. Der Verkauf kam in Neisse 1498 auf, bis dahin waren sie erblich oder fielen an die Bäckerzunft .
Quelle : Stadtbücher und Urkunden aus Neisse in Oberschlesien .
Gymnasial Strasse ( früher Jesuiten )
Gymnasial Strasse ( früher Jesuiten ) die Jesuiten wurden von Preußen verboten und enteignet