Rundbrief
Grefrath b.Frechen, Bez.Köln, im Januar 1951
Fitzner
Heinersdorf Kreis Neisse Oberschlesien
Überarbeitung .Peter Berg
Meine lieben Pfarrkinder in der Zerstreuung !
Wie sich aus einem großen Teile von Briefen und Karten , die ich im Laufe der letzten Zeit von Euch erhalten habe , ersehen habe , erwartet ihr alle , wenigstens der größte Teil unter Euch , der auch bald auf mein Rundschreiben mir geantwortet hat , wieder auf einen neuen Rundbrief . Gewiß hatte ich einigen unter Euch versprochen , bereits in der hl. Advendszeit mein Schreiben an Euch abzuschicken . Leider konnte ich aber mein Versprechen, so leid es mir tut , nicht einlösen , da ich in hiesiger Gegend durch Seelsorgsarbeit bedauernd nicht mehr in Anspruch gekommen bin, als bisher , dann aber auch war mir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich .
Heißt ja ach schon in einem Euch allen bekannten Sprichwort : Der Mensch denkt , Gott aber lenkt. " Deshalb habe ich mich entschlossen , solange noch Schulferien sind , am Beginn des neuen Jahres Euch allen mein fälliges Schreiben zuzustellen. Gern hätte ich es gewünscht , das ihr mein Schreiben schon zu Weihnachten gehabt hättet , aber aus eben angeführten Gründen, die ihr sicherlich verstehen werdet , war es beim besten Willen nicht möglich . Zunächst entbiete ich Euch allen , wie es schon der größte Völkerapostel Paulus in allen seinen Briefen zu tun pflegte , wie ihr aus HI. Schrift ersehen könnt , Gruß und Segen im Herrn. Wenn ich auch in einen früheren Rundschreiben immer wieder Euren und meinen Wunsch , recht bald in unser geliebtes Heinersdorf zurückkehren zu können, vorausgesetzt , das es Gottes Wille ist , den wir Menschen nicht zu ergründen vermögen , zum Ausdruck gebracht habe , so wollen wir auch in diesem neuen Jahr 1951 nicht aufhören , unseren Herrgott , der allen darüber bestimmen kann , ob , wann und wie wir zurückkehren dürfen , inniglich bitten , das er unser Gebet erhören möchte . Leider muss man öfters die Feststellung machen , das es auch so manche unter den Heinersdorfern gibt, die weil ihr Gebet nicht sogleich erhört wurde , die Büchse ins Korn geworfen haben und nichts mehr vom Herrgott wissen wollen.
Und doch muss ich als Eurer Heimatpfarrer ganz besonders diesen zurufen , wie töricht ihre Handlungsweise ist. Diese denken bestimmt nicht mehr an die Worte des Heilandes .
Betet ohne Unterlass "! Wieviel vermag gerade das beharrliche Gebet !
Das schönste Beispiel hierfür gibt Euch sllen die hl. Monika , die so beharrlich für ihren Sohn Augustinus , der noch Heide war und vom Herrgott durchaus nichts wissen wollte, betete . In seiner Lebensbeschreibung könnt ihr lesen , das ihn gerade auf das beharrliche Gebet seiner Mutter hin, der Strahl der Gnade getroffen hatte , und er dann als berühmter Kirchenlehrer eine Leuchte unserer hl. Kirche geworden ist . Lasst Euch niemals durch solche , die gleichsam als falsche Propheten an Euch herantreten , in dem , was ihr Eurer Katholischen Heimat gelernt habt , irre machen , sondern vertraut auch in diesem neuem Jahre 1951 , mit dem wir ja erst vor wenigen Tagen in die 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts eingetreten sind, dem göttlichen Kind in der Krippe , dessen Name gleichsam mit goldenen Lettern über dem Eingang des neuen Jahres steht ! Hieß es ja im Festevangelium des Neujahrestages beim hl. Lukas : Sein Name wurde Jesus genannt . "
Denkt auch an das Leid ,, Wo findet die Seele die Heimat , die Ruh ? Hier ist sie nicht , unsere Heimat ist nur Oberschlesien .
Hier möchte ich Familien mir umgehend mitzuteilen , das ich in meiner zuständigen Behörde Bericht erstatten muss . Sobald ihr eine neue Anschrift habt , teilt mir diese auch bald mit !
Dem Ehepaar Tischler Max Maier und Irmgard Triebisch in Mariensee bei Neustadt a . Rbbge. wurde eine Tochter geboren . Weitere Taufen wurden mir leider im Jahre 1950 nicht mitgeteilt. Wir gratulieren den glücklichen Eltern recht herzlich.
In den Stand der hl. Ehe sind 1949 nzw. 1950 eingetreten :
Tischler Max Maier und Irmgard Triebisch in Mariensee , Franz Jüttner und Ingeborg Lommek in Einbeck , Otto Kühn und Margarete Jüttner in Einbeck , Rudolf Pelz und Helene Mücke un Seesen , Josef Klieser und Lucia Giesel aus Lauthen b. Breslau in Einbeck . Gottes reiches Segen den Neuvermählten !
Foto: Josef Jüttner mit 2 Berliner Kindern vor sein Haus
Foto , Postagentur Heinersdorf Kreis Neisse OS. Richard und Hedwig Pohl ( sitzend ) .Stehend Franz Effenberger gebürtig in Klodebach bei Grottkau , Schuhmacher und Briefträger mit Ehefrau Pauline ( stehend )
Luise Pelz geborene Rieger ( sitzend ) und Hildegard Pelz geborne Klein, Soldat und Träger des eisernen Kreuz Alfons Pelz mit Kindern .Hermann und Maria Pelz.
Verstorben sind im Jahre 1950 :
Frl. Maria Lehnert am 12.2.1950 in der Russenzone ( DDR ) , Ort leider unbekannt.
Frau Bürgermeister Anna König am 24.4..1950 im Lager Rosenhügel bei Wilhelmshaven in Oldenburg, Frl. Martha Lehnert am 30.6.1950 in Einbeck , Hermann Hentschel am 19.7.1950 in Bermersbach, b. Gengenbach Kreis Offenburg , in Baden . ( Nach dort Anfang Juni von Empede verzogen ), Lockführer Zwerschke in Juni 1950 in Bad Tölz, Frau Ingeburg Jüttner , geborene Lommbek am 7.10.1950 in Einbeck , Postmeister Richard Pohl am 12.10.1950 in Elsterwerda - Biehla ( Früher Bezirk Cottbus, heute Land Brandenburg ) , und Frau Amalie Balder am 6.11.1950 in Duderstadt am Bodensee .
Foto . Bürgermeister Paul König mit Ehefrau Anna und Söhnen
Josef Hermann und Georg Winkler 1916
Kirchenvater Paul Seidel, Pfarrer Bernhardt , Pfarrer Diete , nach der Diakonweihe und vor der Aussendung nach Chile von Josef Herde, Josef Herde ( Kirchenvater )
Pfarrer Josef Herde , gebürtig in Heinersdorf Josef Weiser aus Heinersdof im Heiligen Land
Missionar im Chile
Landwirtschaftsschule in Patschkau .
Aus Heinersdorf
Sitzend : 2. Anna Ratzke.
Stehend 1: rechts, Hedwig Ritter ( 2. ) Salome ( 5. ) 2.rechts .Anna Winkler
Gleichzeitig möchte ich es nicht versäumen , allen denen die im Laufe des Jahres 1950
Anlässlich des 50. Geburtstages von Pfarrer Fitzner gedacht haben .
Einige Hinweise von mir an alle Heinersdorfer und ihre Nachkommen :
In Hildesheim / Niedersachsen, hat Heinersdorf eine eigene Kirche nach der Vertreibung 1947 aus einem Lager gesegnet und unter dem Namen St. Christophus getauft, hier werden Ahnenforscher findig , ebenso im Bürgerbüro Celle Niedersachsen und es finden sich im Patschkauer Heimatmuseum in Einbeck wertere Informationen neben Bilder und Bücher auch Adressen .
Heinersdorfer vertriebene und Flüchtlinge aus dem Kreis Neisse , sind auch in Torgau, Thüringen, Elsterwerda,Lauchhammer , in der DDR gelandet. Herr Pfarrer Schürreisen aus Arnoldsdorf führte in Elsterwerda / Plessa Land Brandenburg eine katholische oberschlesische Gemeinde .
Denkt auch in der Fremde stehts an Eure heimatlichen Gelöbnistage , achtet auch stets Eurer hl. Maria Magdalena . Haltet auch in der Fremde , so weit es möglich ist zu Schleseien .
Peter Berg